Aufgrund dieser frühen und jahrelangen intensiven Sammeltätigkeit besitzt das Volkskundemuseum Wien heute eine der kulturhistorisch bedeutendsten und umfangreichsten Bestände an Alt-Gmundner Fayencen. In jeder dauerhaften Aufstellung sahen Museumsbesucherinnen und Museumsbesucher Exponate aus Gmundner Werkstätten und diese wurden auch in den die Schausammlungen begleitenden „Führern“ hervorgehoben (z.B. 1897 im Text zur Gruppe „Aeltere Bauernfayencen aus den Alpenländern“). Geeignete Tonlagerstätten, Holzreichtum und die direkte Lage an einem wichtigen Handelsweg, dem Wasserweg über Traun und Donau, waren ideale Voraussetzungen für die Entstehung eines Hafnerhandwerks in Gmunden. Die täuferischen Brüder brachten auf dem Weg der Vertreibung von Norditalien bzw. der Schweiz nach Mähren und Westungarn ihr Wissen über die Technik der Fayenceherstellung nach Gmunden, das im 16. Jahrhundert überwiegend protestantisch war. Stilistische Einflüsse kamen auch aus Holland, wo das chinesische Porzellan verhandelt wurde und die Mode der Chinoiserie auslöste. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts entstand ein eigenständiger Stil in Form, Dekor und Farbgebung, der die Alt-Gmundner Fayence charakterisiert. Unter Fayence versteht man irdene Ware, die mit einer deckenden Grundglasur aus einer Mischung von Blei und Zinndioxid überzogen ist. Dies bildet einen idealen Malgrund für abstrakte sowie gegenständliche Dekore. Die ersten überlieferten Gefäße aus dem 17. Jahrhundert waren in brauner, grüner oder blauer Farbe auf weißem Grund gefleckt. Nach und nach entwickelten sich daraus die mit einem Malhorn aufgetragenen charakteristischen Schlingen und Streifen. Der Dekor „grüngeflammt“ verzierte vorrangig schlichte Gebrauchsware, die als sogenanntes Gmundnerisches Geschirr bis nach Wien verhandelt wurde. Die Flammtechnik wurde im Jahre 2021 zum immateriellen Kulturerbe erklärt. Sie wird bis heute im Betrieb der Gmundner Keramik in verschiedenen Farben angewendet. Als sich – bedingt durch den Salzhandel und das Salzprivileg des Kaisers – Bürger und Kleinadel in der blühenden Handelsstadt am Traunsee niederließen, entstand eine einflussreiche Klientel für gegenständlich bemalte bunte Fayencen. Teller, Flaschen, Krüge und Kannen, Figuren und Salzbehälter, Godenschalen, Weihwasserbecken und Schreibzeuge bis zum Grabschild wurden zu Dekorations- sowie Gebrauchszwecken hergestellt. Im 19. Jahrhundert wandelte sich die Stadt zur Kurstadt, was auch für die Keramikwerkstätten neue Einnahmequellen durch Erinnerungsstücke brachte. Im 17. Jahrhundert gab es in Gmunden vier Werkstätten, ab dem 18. Jahrhundert noch drei. Ihre Entwicklung wurde vom lokalen Forscher F.H. König in vier Farbperioden eingeteilt: in die indifferente, die blaue, die blau-bunte und die grün-bunte. In unseren Sammlungen finden sich weiters Beispiele bekannter Hafnermaler wie Georg Asam, Simon Pesendorfer, Franz Föttinger, Josef Sauber und Josef Triesberger (auch Trischberger). Sie arbeiteten auch nach Vorlagen aus Stichen, die sie mit ornamentalem Beiwerk vor allem an den Rändern verzierten. Typisch für Gmunden sind neben religiösen Motiven Darstellungen aus der Natur, aus dem Salzkammergut mit dem Traunsee, humorvolle, scherzhafte und – nach heutigem Ermessen – auch derbe und sexistische Szenen. Mit der Schließung der Werkstatt Schleiß (Schleiss) 1903, die ab 1843 auf der Esplanade, Seestadtl 1 und 2 (heute Theatergasse 14-16), produziert hatte, endet die Ära der Alt-Gmundner Fayencen. In der öffentlichen Wahrnehmung war und ist die sogenannte Gmundner Keramik immer noch jener Betrieb, der 1903 von Leopold Schleiß (Schleiss) im Stadtteil Traunleiten gegründet wurde. Ein Ziel war ehemals eine Modernisierung und künstlerische Neuorientierung der Gmundner Fayencetradition, was in Betrachtung der gegenwärtigen Themenschwerpunkte noch immer Aktualität hat. Der Betrieb heißt heute Gmundner Keramik Manufaktur GmbH Co KG und kann auf eine eigene, höchst spannende Geschichte zurückblicken. Claudia Peschel-Wacha Kuratorin der Sammlung Keramik, Glas und Stein 5.2.2025 Wieso gerade in Gmunden?
Das Ende der Alt-Gmundner Fayencen
352 Digitalisate in Alben → Alt-Gmundner Fayencen
352 Digitalisate in Alben → Alt-Gmundner Fayencen
Albarello: abstrakter Dekor
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinndeckel: abstrakter Dekor
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinndeckel: abstrakter Dekor
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinndeckel: abstrakter Dekor
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinndeckel: abstrakter Dekor und Liebe
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinndeckel: Doppeladler
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinndeckel: Flora
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinndeckel: Flora
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinndeckel: grün geflammt
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinndeckel: Handwerk
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinndeckel: Hl. Anna und Maria
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinndeckel: Jagd
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinndeckel: Landschaft
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinndeckel: Landschaft
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinndeckel: Landschaft
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinndeckel: Landwirtschaft
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinndeckel: Liebe
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinndeckel: Liebe
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinndeckel: Seelandschaft
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinndeckel: Seelandschaft, Scherz
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinndeckel: Waldarbeit
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinnfußreif: Christus an der Geißelsäule
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinnfußreif: Hl. Theresa von Ávila
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinnfußreif: Liebe
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinnfußreif: Liebe
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinnfußreif: Liebe
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinnfußreif: Porträt
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinnfußreif: Seelandschaft
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinnmontierung: abstrakter Dekor
Gmunden (Herstellungsort)Birnkrug mit Zinnmontierung: Christus am Kreuz
Gmunden (Herstellungsort)