Honig zählt zu den ältesten Nahrungsmitteln der Menschen. In den großen Waldgebieten sammelten früher die so genannten Zeidler den Honig wilder Bienenvölker. Die Bezeichnung leitet sich vom Zeideln ab, womit das Ausschneiden der Honigwaben gemeint ist. Bei der Waldbienenzucht suchte der Zeidler einen geeigneten Baum, von dem er die Äste bis zum Wipfel abschlug. War der Stamm nicht bereits hohl, musste er Löcher für die Bienenbehausungen (Beuten) einhauen, welche danach mit einem Brett wieder verschlossen wurden. Zum Anlocken der Bienenschwärme wurde das Einflugloch mit einer Duftmischung bestrichen. Die Beuten befanden sich in etwa 5 Meter Höhe und sollten so vor Bären geschützt sein.
Bei der Haus- oder Gartenbienenzucht erleichtert die Verwendung von Bienenstöcken oder Bienenkörben das Aufstellen an verschiedenen Orten. Hier sorgt der Imker neben der Haltung auch für die Vermehrung und Züchtung der Honigbienen. Bei den anfänglich verwendeten Bienenkörben mussten die Waben ebenfalls noch herausgeschnitten werden. Erst durch die Umstellung von der Korb- zur Kastenimkerei mit beweglichen Wabenrähmchen vor 160 Jahren war ein schonendes Herausnehmen der vollen Honigwaben möglich.
In Krain, Kärnten und der slowenischen Steiermark kamen im 19. Jahrhundert Bienenhäuser in Mode. Diese Zeit war auch die Blüte der Stirnbrettmalereien. An den kastenförmigen Bienenstöcken wurden jeweils nur die vorderen, meist längsrechteckigen Bretter bemalt. Diese weisen in der Mitte der unteren Kante eine rechteckige Ausnehmung für das Einflugloch auf.
Das älteste bekannte bemalte Bienenstockstirnbrett trägt die Jahreszahl 1758 und belegt somit die lange Tradition, welche nach 1900 zum Erliegen kam. Neben der freihändigen Bemalung, gibt es auch serielle Darstellungen in Schablonentechnik. Der vielfach gute Erhalt der Farben dürfte auf die Verwendung von Erdfarben und hausgemachtem Leinöl zurückzuführen sein.
Das Volkskundemuseum Wien beherbergt mehr als 230 bemalte Bienenstockstirnbrettchen. Die Malereien zeigen vielfältige religiöse und weltliche Motive. Beliebt waren die Themenbereiche der verkehrten Welt, Szenen aus dem bäuerlichen Leben sowie biblische Darstellungen.
Nora Witzmann
Kuratorin der Sammlung Bild, Druck und Papier